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Fertig machen zur Personenaufnahme auf Backbord

Veröffentlicht: 20.10.2019
Autor: Thorsten Sienk

Nach intensiver Ausbildung: Sieben neue DLRG-Bootsführer in Bodenwerder und Holzminden

Nach monatelanger umfangreicher Ausbildung konnten fünf Mitglieder aus Bodenwerder und zwei aus Holzminden ihre Prüfung zum DLRG Bootsführer A/B ablegen. Thorsten Sienk berichtet: 

„Bootsführerschein A/B“ steht knapp auf der Urkunde des DLRG Landesverbandes Niedersachsen - ein Stück Papier mit Gültigkeit bis Jahresende. Bis dahin soll der Führerschein für Binnen- und Seegewässer im Scheckkartenformat ausgestellt sein. Was die knappe Formulierung auf der Urkunde nicht zeigt: Den langen Schulungszeitraum, in dem sich die sieben neuen Bootsführer der DLRG Ortsgruppen Bodenwerder und Holzminden mit ihrem Ausbilder Andreas Winter auf die Prüfung in Winsen an der Elbe vorbereiteten. Thorsten Sienk, selbst Technikjournalist, war einer dieser sieben – und berichtet für uns über eine Ausbildung, mit dessen Intensität der ehemalige TAH-Volontär so nicht gerechnet hätte.

Es war nicht selten zum Verzweifeln, vor allem das neue Rettungsboot aus Holzminden im Hamelner Jachthafen rückwärts in die Box einzuparken. Was für ein Schrank aus Aluminium. Die „Michaelis“ ist im Vergleich zu unserer wendigen „Arthur Graupner“ eher ein gutmütiges Dickschiff. Hilft nichts, wer weiß, was in Winsen für ein Boot auf uns wartet. Also: Immer wieder üben. Immer wieder der sorgenvolle Blick achteraus über den schwarz-glänzenden Viertakter. Niegelnagelneu mit 100 PS hängt der Antrieb hinten am Spiegel der Michaelis und schnurrt im Vergleich zum Zweitakter wie ein zufriedenes Kätzchen vor sich hin. Ist der eigentlich noch an? Ich höre nichts – kein Wunder, der Antrieb langweilt sich gerade im Standgas.

Ok, rückwärts einparken. Vielleicht passt es ja diesmal – trotz Wind und Regen. Ne, wieder nicht perfekt genug. Zu wenig Gas gegeben beim Aufstoppen. Kann Ausbilder Winter nicht mal zufrieden sein. Ne, ist er nicht – bei diesem Gesichtsausdruck. Ich bin ja minimal angeeckt und beim nächsten Versuch ein paar Zentimeter zu weit weg vom Steg. Und jetzt in der eh schon knappen Parkbox auch noch eine Wende auf engem Raum. Das ist jetzt nicht dein Ernst, Andreas. Das Boot – so gut sich das neue Schätzchen aus Holzminden auch fährt – der passt doch hier kaum rein. Geht schließlich aber doch – wenn der Rudergänger weiß, was er tut.

Zurückblickend war der mehrmonatige Lehrgang Schliff auf hohem Niveau, mit dem Andreas Winter, Ausbilder für Bootswesen im DLRG-Bezirk Göttingen und technischer Einsatzleiter in Bodenwerder, unsere Gruppe aus dem Wasserrettungsdienst fit machte für die Prüfung beim Landesverband. Schleifen ist hier die passendere Umschreibung, denn wir konnten alle schon durchweg sehr gut fahren – dachten wir zumindest. Mein Sportbootführerschein für Binnengewässer ist bereits neun Jahre alt und ich fahre regelmäßig für die Rettungsorganisation mit dem Adler im Logo. Gleiches gilt für Niko Stille und Daniel Mehrlein aus Holzminden. Auch Robin Lages, Arno Heinrich, Tobias Möller und Oliver Buchmann aus unserer Ortsgruppe sitzen regelmäßig am Steuer. Die Ausbildung für die DLRG-Lizenz war dann aber eine ganz andere Nummer – die Standardmanöver aus dem zivilen Bereich im Vergleich dazu ein Witz.

 

So manches Mal stand ich kurz davor, den Lehrgang aufgrund mangelnder Zeit und Terminkollisionen zu schmeißen. Praxis ist ja das eine, Theorie mit weiterem Unterricht das andere: Motorenkunde, Umweltschutz, Zeichen und Signale, Versicherung und Recht. Dazu kam der komplette amtliche Teil für Seegewässer. Der Druck stieg. Ok, jetzt nicht auf der Ziellinie jammern, sondern durch. War ja selbst ausgesucht.

Für Niko Stille und Daniel Mehrlein gestaltete sich der Lehrgang noch aufwändiger. Die beiden mussten jedes Mal innerhalb der Woche und direkt nach der Arbeit für den Unterricht von Holzminden nach Bodenwerder fahren. Ja, und dann machte der trockene Sommer aus der stolzen Weser auch noch einen müden Bachlauf. An Fahrstunden war in Bodenwerder ab Ende August nicht mehr zu denken. Das interessiert aber niemanden von den Herren Prüfern beim Landesverband. Also: Boote auf den Trailer und ab nach Hameln. Da staut sich die Weser vor dem Wehr. Die „Michaelis“ ließen wir dann bei voller Fahrt durch die Kurve fliegen, übten mit ihr die Bergung von verunfallten Surfern oder nahmen die „Arthur Graupner“ als Havaristen längsseits. Dass unser Boot dann auch noch ganz real mit Motorschaden ausfiel, machte die Sache kurz vor Ende nicht gerade entspannter.

Letztlich hat sich die Schleiferei gelohnt. Wir haben alle die Prüfung auf der Elbe kurz vor Hamburg bestanden. „Ihr fahrt gut“, meinte Wilfried Hotopp, Referent Bootswesen im Landesverband, zum Abschluss des Wochenendes bei der DLRG Winsen-Hoopte. Seine Prüfungskollegen merkten schnell, dass wir aus einem Stall kamen – Danke Andi. Und noch was hat sich gelohnt: Die intensive gemeinsame Zeit machte aus den sieben neuen Bootsführern aus zwei unterschiedlichen Ortsgruppen ein echtes Team. Diesen auch freundschaftlichen Zusammenhalt wollen wir pflegen und im nächsten Jahr regelmäßig gemeinsam trainieren. Letztlich steht dahinter das Ziel, Menschen in Not schnell und vor allem richtig zu retten. Mit der Ausbildung ist jetzt ebenfalls der Weg frei, während der Sommerzeit als Bootsführer im Wasserrettungsdienst an der Küste eingesetzt zu werden.

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